Showhypnose und Hypnotherapie
Die Showhypnose ist meistens das Einzige, was ein Laie über die Hypnose kennt. So viele Klischees stammen von dieser Anwendung der Hypnose. Der willenlose Klient, der alles macht, was ihm der Hypnotiseur suggeriert. Gaggern wie ein Huhn und sich benehmen wie ein Baby - und all das vor einem entsprechenden Publikum, welches sich köstlich über dieses Spektakel belustigt fühlt. Der Ruf der Hypnose litt schon des öfteren wegen diversen Darstellungen in Funk und Fernsehen, wo sich selbsternannte Showtalente als Hypnosegurus aufspielen. Sicherlich übt das Erleben einer solchen Show eine gewisse Faszination aus. Aber genau das täuscht häufig darüber hinweg, dass hier eine der wertvollsten Methoden überhaupt als reiner Showeffekt missbraucht wird.
Wie geht der Showhypnotiseur vor?
Ein Showhypnotiseur sucht sich meistens mit diversen Tests geeignete Personen aus dem Publikum aus, welche entsprechend hochsuggestibel sind. Jeder "Normalsuggestible" wird oft mit den Worten "Sie sind nicht hypnotisierbar" wieder auf seinen Platz geschickt. Diese Aussage ist natürlich nicht korrekt. Der Showhypnotiseur ist nur nicht in der Lage, mit normalsuggestiblen Personen in seiner Show zu arbeiten. Es würde ihm schlicht zu lange dauern, bis bei diesen Personen eine entsprechende Tiefe erreicht werden kann. Da in der Showhypnose meistens "lustige" Dinge suggeriert werden wie z.B., dass jemand seinen eigenen Namen vergisst, ist eine besonders tiefe Trance auch vonnöten. Niemand würde sich sonst so zum Affen machen in der festen Überzeugung, dass das Suggerierte real ist. Manchmal kommt es auch vor, dass ein Showhypnotiseur immer wieder mit den gleichen ihm bekannten Personen arbeitet, von denen er weiß, dass sie leicht, schnell und tief in Trance gehen.
Meistens wissen die Versuchspersonen überhaupt nicht, worauf sie sich einlassen. Wie diese sich nach der Show fühlen, wie sie das Erlebte verarbeiten, ist dem Hypnotiseur meist vollkommen gleichgültig. In einer Shohypnose kann nichts hervorgerufen werden, was eine Person nicht auch schon mal "erlebt" hat. Das Vergessen des eigenen Namens oder das Vergessen der Zahl 7 beruht demnach auf Erfahrungen, die jeder Mensch schon einmal gemacht hat. Es gab eine Zeit, in der wir nicht wussten, dass wir einen Namen haben oder dass es eine Zahl 7 gibt. Wenn der Shohypnotiseur einigermaßen korrekt ausgebildet ist, sind die Gefahren relativ gering, obwohl hier auch erwähnt werden sollte, dass die meisten "Unfälle" unter Hypnose aus der Show stammen.
Showhypnose VS Hypnosetherapie
Die Showhypnose und alles wofür sie steht, hat nichts mit einer therapeutischen Anwendung der Hypnose zu tun.
Wozu sollte es auch in einer Therapie nützlich sein, dass ein Patient seinen eigenen Namen vergisst. Auch gibt es kein Publikum, das bespaßt werden will. Aber nicht nur aus den genannten Gründen, wären derartige Anwendungen sinnlos. In einer Therapie sind völlig andere Zielsetzungen und Hintergründe vorhanden. In einer Therapie geht es um Akzeptanz, Respekt, Sicherheit und Vertrauen. Auch die angewendeten Techniken unterscheiden sich hierbei vollkommen voneinander. In der Praxis gibt es natürlich auch keinen Bühneneffekt. Das Setting ist demnach gänzlich anders, was natürlich auch eine ganz andere Wirkung auf den Klienten hat. Ein Patient kommt in eine Therapie, weil er ernsthaft Hilfe bei einer entsprechenden Problematik sucht. Hierbei besteht meistens ein großer Leidensdruck. Showhypnotische Techniken würden hier nur unnötige Ängste schüren und keinerlei Nutzen bringen.
Leider werden für diverse Fernsehauftritte oft Showeffekte mehr in den Vordergrund gerückt, als sinnvolle Aufklärung. Die darin vorkommenden Hypnotiseure verkaufen sich oftmals als Superhelden, die binnen kürzester Zeit eine Spinnenphobie lösen oder eine Rauchentwöhnung durchführen. Lassen Sie sich von diesem Schein nicht trügen und glauben Sie nicht alles, was das Fernsehen präsentiert. Selten gibt es über die Hypnose oder die Hypnotherapie einen seriösen Bericht.
Wenn nun ein Klient in die hypnotherapeutische Praxis kommt und diverse Vorstellungen und Erwartungen aus der Showhypnose und deren Wirkung mitbringt, dann wird dieser wohl eher "enttäuscht" sein. "Aber Herr Hypnotiseur, ich habe Sie doch während der Hypnose hören können..." oder "Ich war aber nicht weg..." sind Sätze, die nur deswegen gesagt werden, weil eine entsprechende Aufklärung vor der ersten Hypnose fehlte. Die Vorstellung des Klienten wurde nicht erfüllt. Würde ein Klient auf der anderen Seite wirklich eine tiefe Trance erfahren wie in der Showhypnose, so käme er anschließend mit den Worten "ich habe geschlafen und weiß nichts mehr..." zurück. Für die Therapie ist es also wichtig, dass es eine "Brücke" zum Bewusstsein gibt, denn nur so können die wertvollen therapeutischen Suggestionen auch eine entsprechende Wirkung entfalten und der Klient kann damit arbeiten. Das soll nicht heißen, dass in der Therapie nicht auch hin und wieder mit sehr tiefe Hypnosen gearbeitet wird. Wenn man nun eine therapeutische Tiefenentspannung anstrebt, dann darf die Hypnose durchaus sehr tief sein. Der Hypnotherapeut sollte in der Lage sein, mit jeder Trancetiefe therapeutisch zu arbeiten, die dem Klienten gerade am dienlichsten ist.
Fazit für den Endverbraucher
Lassen Sie sich von diesen Berichten aus Funk und Fernsehen nicht abschrecken, in der Hypnosetherapie eine geeignete Hilfe zu sehen. Es kommt schlicht und ergreifend nur darauf an, dass Sie sich an einen Therapeuten wenden, der sein Fach auch beherrscht. Leider gibt es zu viele schlecht ausgebildete Hypnotiseure, die weder die Hypnose richtig anwenden können, noch über entsprechendes psychotherapeutisches Know-How verfügen. Machen Sie sich am besten immer ein Bild vor Ort, bevor Sie sich auf die Hypnoseliege legen:-)